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Ecuador nach der Wahl – Zwischen Unsicherheit, Armut und Hoffnung auf Stabilität

Daniel Noboa (Acción Democrática Nacional, ADN) bleibt Präsident von Ecuador. In der Stichwahl setzte sich der Amtsinhaber mit etwa 56 Prozent der Stimmen gegen seine Herausforderin Luisa González (Revolución Ciudadana, RC5) durch, die rund 44 Prozent erreichte. Mit einer Wahlbeteiligung von über 83 Prozent zeigte sich, dass das politische Interesse in der Bevölkerung weiterhin hoch ist.

Dennoch fand die Wahl unter schwierigen Bedingungen statt – politisch, wirtschaftlich und sicherheitspolitisch.

Ecuador zählt zu den ärmeren Ländern Lateinamerikas. Vor allem in ländlichen Regionen und unter der indigenen Bevölkerung leben viele Menschen unterhalb der Armutsgrenze. Ein Großteil der Erwerbstätigkeit erfolgt im informellen Sektor – häufig ohne Vertrag, soziale Absicherung oder gesichertes Einkommen. Die öffentlichen Gesundheits- und Bildungssysteme sind vielerorts überfordert, und staatliche Strukturen bieten oft keinen ausreichenden Schutz.

Besonders alarmierend ist die wachsende Gewalt durch Drogenkartelle, die zunehmend Kontrolle über bestimmte Regionen ausüben. In einigen Städten hat sich die Mordrate in den vergangenen Jahren drastisch erhöht. Um auf die eskalierende Lage zu reagieren, rief Präsident Noboa im Januar 2024 den „internen bewaffneten Konflikt“ aus – ein rechtlich heikler Schritt, der dem Militär weitreichende Befugnisse im Inland einräumt. Parallel dazu wurde der Ausnahmezustand verhängt, der bis zum Wahltag in Kraft blieb. Auch am Wahltag selbst galt in mehreren Provinzen eine nächtliche Ausgangssperre.

Die Regierung rechtfertigte diese Maßnahmen mit dem Hinweis auf die angespannte Sicherheitslage. Doch Kritiker sehen darin eine Einschränkung demokratischer Grundrechte – insbesondere der Versammlungs- und Meinungsfreiheit.

Luisa González hat das Wahlergebnis bislang nicht offiziell anerkannt. Sie sprach von Unregelmäßigkeiten, allerdings ohne belastbare Nachweise vorzulegen.

Präsident Noboa steht nun vor einer Amtszeit von vier Jahren – in einem Land, das nach Stabilität sucht. Die Herausforderung wird sein, Sicherheit, wirtschaftliche Entwicklung und soziale Gerechtigkeit in Einklang zu bringen. Ecuador braucht nicht nur kurzfristige Antworten auf Gewalt und Unsicherheit, sondern auch langfristige Strategien gegen Armut, Perspektivlosigkeit und institutionelle Schwäche.